Dienstag, 10. Februar 2009

Galizien: ein untergegangenes Land

Galizien - das war für mehr als 150 Jahre die Heimat meiner Vorfahren. Sie folgten einst dem Ruf des österreichisch-ungarischen Kaisers, der das neue Kronland Galizien zu besiedeln und damit zu erschließen suchte. Man brach also von der Pfalz auf in eine ungewisse Zukunft, in ein unbekanntes Land weit im Osten und fern der Heimat.

Aus heutiger Sicht mag man sich kaum vorstellen, was es für die Menschen ausgangs des 18. Jahrhunderts bedeutet haben muss, sich diesem Unternehmen zu stellen! In der Heimat war das Leben schwer und fern im Osten gab es plötzlich die Chance auf einen Neubeginn. Die Reise würde wochen-, ja monatelang dauern, doch was würde einen am Ende erwarten? Wie würde dieses Land aussehen? Was für Menschen lebten dort und würde man es in der Ferne überhaupt schaffen, sich eine neue Existenz aufzubauen? Wie groß muss der Optimismus - oder doch eher die Verzweiflung - gewesen sein, um sich in dieses Abenteuer zu stürzen! Viele schafften es nicht, sich in dem fernen Land eine Zukunft zu gestalten. Doch meine Vorfahren fassten Fuß im süd-östlichen Teil Galiziens und fanden dort eine neue Heimat.

Es war ein eintöniges, arbeitsreiches und entbehrliches Leben, aber es war geprägt von Zufriedenheit, Freiheit und Zusammenhalt - nicht nur in der Familie sondern auch innerhalb der Dorfgemeinschaft. So lebte man in Galizien bis hinein in jene unheilvolle Zeit, als die braunen Machthaber im fernen Reich Europa ins Unglück zu stoßen begannen. Zu Beginn des Krieges hieß es "Heim ins Reich" für die deutschen Siedler im Osten. Auch für meine Familie bedeutete das das Ende für ihre Heimat Galizien. Sie kehrten dorthin nie zurück.

Lange vorher schon waren die Weichen für den Untergang Galiziens gestellt. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und dem Niedergang der österreichisch-ungarischen Monarchie fiel das Land zunächst unter polnische Herrschaft. Im Verlauf des 2. Weltkrieges kam Galizien noch einmal für kurze Zeit in deutsche Hand, dann jedoch war das Schicksal endgültig besiegelt: der westliche Teil Galiziens fiel an Polen, der östliche Teil an die Sowjetunion und wurde schließlich Teil der Ukraine.

Galizien existiert nicht mehr. Meine Familie hat nach der Umsiedlung in den Warthegau und der Flucht nach Westen in Hambühren eine neue Heimat gefunden.

2 Kommentare:

  1. Ein "untergegangenes" Land? Nur im Sinne daß es mit der alten österreichischen Monarchie unterging. Die ging unter am Ende des ersten Weltkrieges, als auch unser Dorf Polen zu geteilt wurde. Die "Braunen" hatten damit nichts zu tun gehabt. Die kamen erst nachher in Erscheinung, eine Folge der Vernichtung der europäischen Staateneinrichtung, welche dem britischen Weltimperium wirtschaftlich überlegen war und diesen Herren nicht passte. Was sie im ersten Weltkrieg nicht erreichen Konnten wurde der Grund für einen zweiten, von den selben Herren und ihren Mitläufern herauf beschworen und mit Hilfe Amerikas und farbigen Hilfstruppen in beiden Kriegen gegen Europa geführt. "Braun"? Es ging gar nicht um die "Braunen" Wie W.C. schrieb, es ging um die Kraft der deutschen Bevölkerung ein und für alle mal zu vernichten, was auch in Hamburg, Dresden und 80% sämtlicher deutschen Städte bewiesen worden war.
    Galizien? Es ist jetzt ein Teil der Ukraine, des größten Landes in Europa. Eine große Zukunft steht bevor ihm. Unsere Vorfahren waren 200 Jahre zu früh dahin gewandert. Gruß, Fritzvetter.

    AntwortenLöschen
  2. "Wir sind 1939 nicht in den Krieg eingetreten, um Deutschland vor Hitler oder die Juden vor Auschwitz oder den Kontinent vor dem Faschismus zu retten. Wie 1914 sind wir für den nicht weniger edlen Grund in den Krieg eingetreten, daß wir eine deutsche Vorherrschaft in Europa nicht akzeptieren können."
    (The Sunday Correspondent
    (London), 16.9.1989 (DWZ, 5.4.1996, S. 4))

    AntwortenLöschen