Montag, 16. Februar 2009

Hollopche - ein traditionelles Gericht

Hollopche (oder Holubzi) ist ein traditionelles ukrainisches Gericht. Es besteht aus Weißkrautwickeln, die von Region zu Region unterschiedlich gefüllt und zubereitet wurden - und immer noch werden!
In den deutschen Siedlungen wurden Hollopche bevorzugt an Heiligabend gemacht und sind auch heute noch in vielen Familien das traditionelle Weihnachtsessen. Wie man vereinzelt nachlesen kann, wurde dieses Essen gern am Heiligabend vorbereitet und vor dem Kirchgang auf den Herd gestellt. Man war früher mitunter recht lang zur Kirche unterwegs, denn man ging ja zu Fuß und es lag nicht selten reichlich Schnee. Wenn man dann nach dem Kirchgang wieder daheim eintraf, war das Gericht fertig und die Familie genoß den Weihnachtsschmaus.
In unserer Familie wird dieses Rezept nun schon in (mindestens!) 3. Generation von Frau zu Frau weitergegeben und stellt, vielleicht weil es mit ein- bis zweimal pro Jahr recht selten gekocht wird, immer einen kulinarischen Höhepunkt dar.
"Unsere" Hollopche werden übrigens warm oder auch kalt gegessen und als Beilage gibt es etwas ganz Besonderes: Rote-Beete mit Meerettich (polnisch Ćwikla).

Und hier ist das Rezept:

Donnerstag, 12. Februar 2009

Zeugen der Vergangenheit


Dieses Grenzschild der österreichisch-ungarischen und galizischen Grenze habe ich bei Ebay entdeckt. Es ist angeblich original, leider habe ich es nicht ersteigern können.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Neudorf - eine Erinnerung.

Neudorf bei Ottynia (Kreis Tlumatsch) war das Heimatdorf meiner Vorfahren in Galizien. Im Jahre 1842 gegründet, verschwand es schon etwas über 100 Jahre später wieder von der Landkarte.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Gegend nordwestlich von Kolomyja – dort lag Neudorf – zum Truppenübungsplatz. Das Dorf wurde nach und nach dem Erdboden gleichgemacht; heute erinnert so gut wie nichts mehr daran.

Obwohl es Neudorf nicht mehr gibt, ist dort trotzdem ein Ort, ein Flecken Erde, auf dem vor langer Zeit meine Großeltern, ihre Eltern und Kinder sowie viele andere Neudorfer ihr Leben verbrachten. Für mich ist diese Zeit und ist dieser Ort unendlich weit weg.
Das sollte sich ändern, als ich die sehr umfangreiche Sammlung von Fotos, Berichten, Briefen und Geschichten aus Neudorf von meinem Vater bekam. Plötzlich wurde dieses Neudorf greifbar. Ich konnte mir auf einmal bildlich vorstellen, wie meine Großeltern auf ihrem Hof arbeiteten, wie sie dort lebten, wie sie ihre Kinder großzogen. Ich sah sie fast vor mir, wie sie auf dem Feld arbeiteten, wie sie mit ihren Nachbarn feierten, wie mein Großvater voller Stolz seine Pferde striegelte. Auch wenn es dieses Neudorf tatsächlich nicht mehr gibt – so besteht es doch in der Erinnerung fort, mit all seinen Menschen, Tieren und Häusern.

Irgend etwas, ein Gefühl, ein innerer Drang, ein Wunsch, zieht mich nun an diesen Ort.

Hier ist ein Plan von Neudorf (Stand 1940):

Dienstag, 10. Februar 2009

Galizien: ein untergegangenes Land

Galizien - das war für mehr als 150 Jahre die Heimat meiner Vorfahren. Sie folgten einst dem Ruf des österreichisch-ungarischen Kaisers, der das neue Kronland Galizien zu besiedeln und damit zu erschließen suchte. Man brach also von der Pfalz auf in eine ungewisse Zukunft, in ein unbekanntes Land weit im Osten und fern der Heimat.

Aus heutiger Sicht mag man sich kaum vorstellen, was es für die Menschen ausgangs des 18. Jahrhunderts bedeutet haben muss, sich diesem Unternehmen zu stellen! In der Heimat war das Leben schwer und fern im Osten gab es plötzlich die Chance auf einen Neubeginn. Die Reise würde wochen-, ja monatelang dauern, doch was würde einen am Ende erwarten? Wie würde dieses Land aussehen? Was für Menschen lebten dort und würde man es in der Ferne überhaupt schaffen, sich eine neue Existenz aufzubauen? Wie groß muss der Optimismus - oder doch eher die Verzweiflung - gewesen sein, um sich in dieses Abenteuer zu stürzen! Viele schafften es nicht, sich in dem fernen Land eine Zukunft zu gestalten. Doch meine Vorfahren fassten Fuß im süd-östlichen Teil Galiziens und fanden dort eine neue Heimat.

Es war ein eintöniges, arbeitsreiches und entbehrliches Leben, aber es war geprägt von Zufriedenheit, Freiheit und Zusammenhalt - nicht nur in der Familie sondern auch innerhalb der Dorfgemeinschaft. So lebte man in Galizien bis hinein in jene unheilvolle Zeit, als die braunen Machthaber im fernen Reich Europa ins Unglück zu stoßen begannen. Zu Beginn des Krieges hieß es "Heim ins Reich" für die deutschen Siedler im Osten. Auch für meine Familie bedeutete das das Ende für ihre Heimat Galizien. Sie kehrten dorthin nie zurück.

Lange vorher schon waren die Weichen für den Untergang Galiziens gestellt. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und dem Niedergang der österreichisch-ungarischen Monarchie fiel das Land zunächst unter polnische Herrschaft. Im Verlauf des 2. Weltkrieges kam Galizien noch einmal für kurze Zeit in deutsche Hand, dann jedoch war das Schicksal endgültig besiegelt: der westliche Teil Galiziens fiel an Polen, der östliche Teil an die Sowjetunion und wurde schließlich Teil der Ukraine.

Galizien existiert nicht mehr. Meine Familie hat nach der Umsiedlung in den Warthegau und der Flucht nach Westen in Hambühren eine neue Heimat gefunden.